text - Claudia Holzmann De-Greef

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Schöpfungsvorgänge. Ein tiefes Blau. Wasser, dem die Farben des Lebens, der Erde beigemischt werden. Grün und Gelb. Blüten schwimmen auf dunklen Gewässern. Mummelbild. Und dann ein Meer von gelb, das Bild bis zum Horizont beherrschend. Ein Horizont, der Himmel und Erde zusammenfließen lässt in dieser mächtigen Lichtfarbe. Mit dem die dunkle Linie einer entrückten Ferne sichtbar wird, wie sie die Landschaft des Wendlands, in der die Künstlerin lebt, zur Zeit der Rapsblüte den Augen zu bieten vermag.

Und wieder das Blau, nun durchsetzt von Grün und Rot, von Violett und einem lieblichen, knospenden Rosa, das zuweilen ins Weiße changiert.

Die Farben fließen, tanzen miteinander, sind ein Hauch, flackern auf, durchdringen und verdichten sich, konturieren sich. Geschöpfe entstehen. Oft Blumen. Oder ein Frauenantlitz. Mit einem Blick so fern, dass er in das dahinter liegende Blau zu stürzen drohte, wären da nicht die fest zusammengehaltenen Lippen eines sehr roten Mundes. Im Hintergrund ein in Zinnoberrot entflammtes Tor, sich erneut ins Blaue öffnend. Und eine durchlässige, brüchige ockerfarbene Textur, gefügt zu einem turmartigen Gebilde, das dieses Antlitz zu tragen und zu halten scheint und doch zugleich seine Vergänglichkeit evoziert vor diesem überall durchbrechenden Blau. Das es ständig zurückzuholen strebt aus seiner gefestigten, klaren Schönheit, es als eine sehr zerbrechliche Kontur aufscheinen lässt, durchhaucht und erwärmt von Rot und Grün und doch wie eine Blüte vom Fallen schon bedroht.

Ein Blick, der darum zu wissen scheint. Zurückgenommen, skeptisch, fast anklagend, von stiller Trauer. Ein Angesicht wie eine Blüte. Wie der Mohn in seiner heftigen Röte, wie der Rittersporn in seinem dunklen Violett, seinem Ultramarin- und Hellblau, wie das Gelb der Mummeln auf türkisdunklem Grund, wie das alles ergreifende Gelb des Rapses, wie die lichte Sternenhaftigkeit heller Lilien, die wir auf anderen Bildern erfahren. Es ist dieses sich im Werden und Vergehn wie in einem steten Wellenschlag entfalten, ausbreiten, sich formen, Kontur gewinnen, Gestalt werden, um schließlich davonzutreiben in ein nächstes Bild, eine nächste Gestalt, ein weiteres Werden.

Zuweilen gibt es ein strenges Schwarz, das Grenzen setzt, ein Ende macht, Festigkeit schafft. Das Schwarz, das hinter dem Blau ist. Das auch die Mitte ergreifen, Raum gewinnen, bestimmend werden kann. Das die Blicke absorbiert, verschluckt. Eine lichtlose Tiefe, ein dunkler Schlund, der alles zu verschlingen scheint oder aber Neues schaffen hilft. Wie jenes durchscheinende Rosa, das ohne Schwarz nichts wäre und nun in einem zarten Schimmer leuchtet.

Hamburg, 12. April 2012
Dr. Friederike Heimann
-Literaturwissenschaftlerin-

Schöpfungsvorgänge. Ein tiefes Blau. Wasser, dem die Farben des Lebens, der Erde beigemischt werden. Grün und Gelb. Blüten schwimmen auf dunklen Gewässern. Mummelbild. Und dann ein Meer von gelb, das Bild bis zum Horizont beherrschend. Ein Horizont, der Himmel und Erde zusammenfließen lässt in dieser mächtigen Lichtfarbe. Mit dem die dunkle Linie einer entrückten Ferne sichtbar wird, wie sie die Landschaft des Wendlands, in der die Künstlerin lebt, zur Zeit der Rapsblüte den Augen zu bieten vermag.

Und wieder das Blau, nun durchsetzt von Grün und Rot, von Violett und einem lieblichen, knospenden Rosa, das zuweilen ins Weiße changiert.

Die Farben fließen, tanzen miteinander, sind ein Hauch, flackern auf, durchdringen und verdichten sich, konturieren sich. Geschöpfe entstehen. Oft Blumen. Oder ein Frauenantlitz. Mit einem Blick so fern, dass er in das dahinter liegende Blau zu stürzen drohte, wären da nicht die fest zusammengehaltenen Lippen eines sehr roten Mundes. Im Hintergrund ein in Zinnoberrot entflammtes Tor, sich erneut ins Blaue öffnend. Und eine durchlässige, brüchige ockerfarbene Textur, gefügt zu einem turmartigen Gebilde, das dieses Antlitz zu tragen und zu halten scheint und doch zugleich seine Vergänglichkeit evoziert vor diesem überall durchbrechenden Blau. Das es ständig zurückzuholen strebt aus seiner gefestigten, klaren Schönheit, es als eine sehr zerbrechliche Kontur aufscheinen lässt, durchhaucht und erwärmt von Rot und Grün und doch wie eine Blüte vom Fallen schon bedroht.

Ein Blick, der darum zu wissen scheint. Zurückgenommen, skeptisch, fast anklagend, von stiller Trauer. Ein Angesicht wie eine Blüte. Wie der Mohn in seiner heftigen Röte, wie der Rittersporn in seinem dunklen Violett, seinem Ultramarin- und Hellblau, wie das Gelb der Mummeln auf türkisdunklem Grund, wie das alles ergreifende Gelb des Rapses, wie die lichte Sternenhaftigkeit heller Lilien, die wir auf anderen Bildern erfahren. Es ist dieses sich im Werden und Vergehn wie in einem steten Wellenschlag entfalten, ausbreiten, sich formen, Kontur gewinnen, Gestalt werden, um schließlich davonzutreiben in ein nächstes Bild, eine nächste Gestalt, ein weiteres Werden.

Zuweilen gibt es ein strenges Schwarz, das Grenzen setzt, ein Ende macht, Festigkeit schafft. Das Schwarz, das hinter dem Blau ist. Das auch die Mitte ergreifen, Raum gewinnen, bestimmend werden kann. Das die Blicke absorbiert, verschluckt. Eine lichtlose Tiefe, ein dunkler Schlund, der alles zu verschlingen scheint oder aber Neues schaffen hilft. Wie jenes durchscheinende Rosa, das ohne Schwarz nichts wäre und nun in einem zarten Schimmer leuchtet.

Hamburg, 12. April 2012
Dr. Friederike Heimann
-Literaturwissenschaftlerin-